Kokeshi
KoKeshi sind traditionelle japanische Puppen aus der nordöstlichen Region Japans, der Tōhoku-Region. Sie werden aus Holz hergestellt und weisen weder Arme noch Beine auf. Ursprünglich waren die Kokeshi ein Kinderspielzeug, heutzutage werden sie aber hauptsächlich als Dekoration und zum Aufstellen in den eigenen Häusern und Wohnungen benutzt.
Die ältesten schriftlichen Dokumente zu den Kokeshi wurden 1860 in Sakunami Onsen (Warmwasserquellen) in der Miyagi Präfektur gefunden. Durch diese Dokumente weiss man, dass die Produktion der Kokeshi schon im frühen 19. Jahrhundert begonnen hatte. Die ältesten Kokeshi sind aus der Umgebung des Tōgatta Onsen und wurden als Souvenirartikel der heissen Quellen verkauft. Der Grund dafür ist, dass viele Bauern in der Winterzeit heisse Quellen besuchten, um sich von der harten Erntezeit zu erholen. Dort kauften sie die Puppen als Mitbringsel für ihre Kinder. Die Idee stammte von sogenannten kijishi 木地師. Diese kijishi waren Holzhandwerker, die mit Hilfe von Drehbänken Schalen und Tabletts aus Holz herstellten. Aus dem übriggebliebenen Holz begannen sie schliesslich Kokeshi herzustellen.
Mit der Einführung von Zelluloid und massenproduziertem Spielzeug verloren die Kokeshi an Beliebtheit vor allem bei Kindern. Diese Beliebtheit erfuhr eine Verschiebung zu Gunsten Erwachsener, die den Charme der Kokeshi erkannten. Zwischen 1955 und 1965 gab es einen regelrechten Kokeshi-Boom. Es waren nicht nur Touristen, sondern vor allem Sammler, die sich plötzlich den Kokeshi widmeten und sie für astronomische Preise ergatterten. Durch das Erdbeben 2011 in der Tōhoku-Region gingen die Verkaufszahlen von traditionellen Kokeshi wieder zurück, da die Menschen Angst bekamen, diese Region zu besuchen.
Die Produktion der Kokeshi ist ein langer Prozess. Das Holz wird in der Regel zwischen Herbst und Frühling geschnitten, da es in dieser Zeit am wenigsten feucht ist. Die Rinde wird vom Holz entfernt, danach wird das Holz so aufgehängt, dass es nicht austreiben kann und wird dann für ein halbes bis zu einem ganzen Jahr getrocknet. Erst dann wird das Holz in passende Stücke gesägt. Für die Herstellung des Körpers und Kopfes wird eine Drehbank rokuro 轆轤 benutzt. Je nach Stil und Handwerker werden sie separat oder in einem Stück gemacht. Schliesslich werden die Kokeshi bemalt und je nach dem noch mit Wachs beschichtet.
Bei den traditionellen Kokeshi unterscheidet man elf verschiedene Arten: Hijiori, Kijiyama, Nanbu, Naruko, Tōgatta, Zao, Tsuchiyu, Tsugaru, Yajirō, Sakunami und Yamagata. Sie alle unterscheiden sich durch verschiedene Gesichtsmerkmale, Körperformen und Muster. Moderne Kokeshi, auch sōsaku Kokeshi 創作こけし genannt, behalten zwar Elemente der traditionellen Kokeshi bei, sind aber oftmals bunter, haben verschiedene zusätzliche Attribute (wie z.B. Schirme, Kopfschmuck usw.) und angedeutete Arme. In der Sammlung befinden sich ausserdem noch Puppen aus Korea (Ko176-185 und Ko276-281), Hokkaidō (Ko274-275 und Ko293) und die Kimmi Dolls (Ko338-363), welche grosse Ähnlichkeiten mit den Kokeshi aufweisen.